Psychoanalyse
Wie lernt man Psychoanalyse?
Diese Bereiche sind:
- Die Selbsterfahrung in der Lehranalyse
- Die Theorievermittlung
- Das gemeinsame Lernen in kasuistisch – technischen Seminaren
- Die Supervision selbst behandelter Fälle
- Der Austausch in den Arbeitsgruppen
Psychoanalytische Ausbildung ähnelt dem psychoanalytischen Prozess. Sie ist nicht nur ähnlich langwierig und zeitintensiv. Sie ist in der Zielsetzung ebenfalls bemüht, eine komplexe Entwicklung anzustoßen und zu begleiten, die streckenweise ähnlich verwirrend und unüberschaubar, aber bereichernd ist.
In der psychoanalytischen Lehre verfolgen wir das Ziel, eine psychoanalytische Identität auszubilden, was untrennbar mit dem Erleben psychoanalytischer Prozesse in den verschiedenen Bereichen und damit aus den verschiedenen Perspektiven verbunden ist. Diese psychoanalytische Identität kann verstanden werden als eine Integration theoretischer Vorstellungen und praktischer Erfahrungen zu einem Ganzen, die auf dem Weg der Identifizierung, Abgrenzung und ständigen konflikthaften Auseinandersetzung erreicht werden kann. Diesen Prozess psychoanalytischen Lernens kann man umschreiben als "Lernen durch erlebte Einsicht" (Loch 1969).
Zentral ist in diesem Zusammenhang die Lehranalyse, die in der Regel die gesamte Ausbildung begleitet. Das Arbeitsinstrument des Psychoanalytikers ist seine eigene Psyche; diese sollte er möglichst gut kennen lernen. Mit Hilfe der Lehranalyse können Wahrnehmungseinschränkungen bewusst gemacht werden. In gewisser Weise dient sie darüber hinaus auch als Modell für die eigene spätere Tätigkeit.
Die Lehranalyse gibt dem Kandidaten (möglichst unbeeinflusst von äußeren Realitäten des Instituts) die Möglichkeit, sich – auf der Basis der kritischen Auseinandersetzung mit bewussten und unbewussten Identifikationen und in einem Prozess der Auflockerung alter Strukturen – zu emanzipieren. Insofern hat sie einen therapeutischen und einen befreienden Aspekt.
In den verschiedenen Selbsterfahrungen, die in und neben der Lehranalyse stattfinden, verfeinert sich die Wahrnehmung für eigene und fremde psychische Aktivität.
Dies ist, wie jede Psychoanalyse auch, ein letztlich offener Prozess, in dem jeder Ausbildungsteilnehmer die Grenzen und Möglichkeiten seiner selbst auslotet.
Ausbildung lässt sich insofern beschreiben als ein Miteinander von einerseits institutionalisierten und damit festen, haltenden Rahmenbedingungen, innerhalb derer andererseits die Kreativität und Entwicklungsmöglichkeit jedes Einzelnen gefordert, beansprucht und entfaltet wird.
In den verschiedenen, miteinander verwobenen Rollen und Identitäten als Analysand, Therapeut, Kollege, Studierender erfährt der Ausbildungskandidat die Konflikte, die Schichtung und Geschichte seiner eigenen Person. Dies impliziert eine Bearbeitung unbewusster Prozesse, die ihn befähigt, sich schließlich in der Identität als Analytiker in die verantwortungsvolle Beziehung zu Patienten zu begeben.
"Man darf sich das Werden eines Analytikers (dann) kreisförmig vorstellen: Er beginnt mit seinem ihm wie immer möglichen natürlichen Verstehen. Dann geht er durch die Säulenhalle der Ausbildung, lernt Theorie, macht Selbsterfahrung, und Supervision. Aber am Ende ist er ein Nachfolger, wenn er seinen eigenen Weg geht; dann erlangt er seine Natürlichkeit wieder, verfeinert und bereichert" (Buchholz 2001).